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14 Tage statt 0 Tage Widerruf: Win-win-Situation für (Ver-)Käufer

08.12.2025

4 Min. Lesezeit

Eine Hand hält einen Geldschein, eine andere ein Paket

Wer online einkauft, schätzt die Möglichkeit, eine Bestellung innerhalb von 14 Tagen ohne Angabe von Gründen zu widerrufen. Dieses Recht schützt private Käufer vor Fehlentscheidungen und gibt Verkäufern eine klare, verlässliche Frist.
In den letzten Jahren nutzten manche Anbieter eine Sonderregel: das sogenannte 0-Tage-Widerrufsrecht. Bei rein digitalen Produkten kann das sinnvoll sein. Bei Dienstleistungen und Mischprodukten führt es jedoch oft zu längerer Unsicherheit statt zu mehr Schutz. In diesem Artikel zeigen wir dir, warum das 14-Tage-Widerrufsrecht in den meisten Fällen die fairste und sicherste Lösung für beide Seiten ist und wann 0 Tage eine gute Ausnahme sein kann.

So funktioniert das 0-Tage-Widerrufsrecht

Das Widerrufsrecht ist ein essenzieller Bestandteil des Verbraucherschutzes und umfasst gesetzlich vorgeschrieben 14 Tage in Deutschland für Privatkunden. Aber es gibt eine Sonderregel: das 0-Tage-Widerrufsrecht. 

Möglich ist die Anwendung in 2 Fällen, bei

  • digitalen Produkten (z. B. E-Books, Online-Kurse zum Download) und
  • Dienstleistungen (z. B. Beratungen, Schulungen).

Die Sonderregelung soll verhindern, dass Käufer ein Produkt nutzen oder eine Dienstleistung in Anspruch nehmen (bspw. ein E-Book downloaden) und anschließend mittels Widerruf das Geld zurückfordern können. Entgegen der landläufigen Vorstellung vieler Anbieter ist das Widerrufsrecht in diesen Fällen aber nicht bereits bei Vertragsschluss ausgeschlossen, sondern erlischt erst dann, wenn weitere gesetzliche Bedingungen, insbesondere der Beginn der Vertragserfüllung bei digitalen Produkten und die vollständige Leistungserbringung bei Dienstleistungen, erfüllt sind. Diese weiteren Voraussetzungen führen allerdings oftmals dazu, dass ein 14-tägiges Widerrufsrecht beiden Seiten mehr Vorteile bietet als die Sonderregel. Wieso das so ist, erklären wir dir jetzt.

Bei Dienstleistungen: 14 Tage Widerruf

Bei Dienstleistungen bringt das 0-Tage-Widerrufsrecht mehr Unsicherheiten als Vorteile mit sich. Denn während beim gesetzlichen 14-tägigen Widerrufsrecht der Widerruf automatisch nach Ablauf der 14 Tage nicht mehr möglich ist, können Kunden beim 0-Tage-Widerrufsrecht unter Umständen auch nach Monaten noch widerrufen. Bietest du beispielsweise eine Dienstleistung an, die 10 Beratungstermine umfasst, könnte dein Kunde nach 9 erfolgreichen Terminen einfach widerrufen. 

Wieso das geht? Die Crux liegt beim 0-Tage-Widerrufsrecht in der Definition der Leistungserbringung bei Dienstleistungen.
Bei Dienstleistungen erlischt das Widerrufsrecht im Fall der Sonderregel erst, wenn die Leistung vollständig erbracht wurde. Sprich: der Abschluss der gesamten Dienstleistung. Das Widerrufsrecht besteht beim 0-Tage-Widerruf also so lange, bis die Dienstleistung zu 100 % abgeschlossen ist – auch über die 14 Tage hinaus, die außerhalb dieses Sonderfalls für Verbraucher in Deutschland herrschen.

In der Praxis heißt das:

  • Beim 0-Tage-Widerrufsrecht kann der Kunde so lange widerrufen, bis du deine Dienstleistung zu 100 % erbracht hast; ganz gleich, über welchen Zeitraum sich diese erstreckt.
  • Du als Anbieter musst im Streitfall nachweisen, dass die Leistung vollständig erbracht wurde. Das ist in der Praxis oft schwierig oder gar nicht möglich; vor allem bei individuellen Beratungsleistungen.

Bei 14 Tagen hingegen endet das Widerrufsrecht automatisch nach zwei Wochen – ohne Leistungsnachweis und unabhängig davon, ob die Leistung vollständig erbracht wurde oder nicht. Aus diesem Grund empfehlen wir bei Dienstleistungen, insbesondere bei solchen, bei denen die Leistung über einen längeren Zeitraum erbracht wird, 14- statt 0-Tage-Widerrufsrecht. So sind sowohl du als auch dein Kunde geschützt: der Kunde kann weiterhin wie gewohnt 14 Tage widerrufen, und du bist abgesichert, dass nicht nach Monaten das Geld zurückverlangt wird. Die perfekte Win-win-Situation.

Bei Mischprodukten: 14 Tage Widerruf

Bei Mischprodukten, also Angeboten, die digitale Inhalte mit Dienstleistungen kombinieren, sieht es ähnlich aus: Auch hier ist beim 0-Tage-Widerrufsrecht der Widerruf oftmals so lange möglich, bis die gesamte Leistung – also auch die Dienstleistung – vollständig erbracht wurde. 
Verkaufst du beispielsweise ein E-Book mit fünf dazugehörigen Live-Sessions, bleibt beim 0-Tage-Widerruf das Widerrufsrecht so lange bestehen, bis alle fünf Termine abgeschlossen sind.

Der Kunde könnte also auch hier noch nach mehreren Wochen und 4 abgeschlossenen Live-Sessions widerrufen und du müsstest im Zweifel nachweisen, dass die Leistung komplett erbracht wurde. 
Im Gegensatz dazu sind auch hier beim 14-tägigen gesetzlichen Widerruf die Vorteile für beide Seiten größer: Es gibt eine klare Frist, weniger Streit, mehr Vertrauen und weniger Support-Stress. Gewinner sind auch hier beide Seiten. 

Wenn dein Angebot einen wesentlichen Dienstleistungsanteil enthält, empfehlen wir deshalb, auf das 0-Tage-Widerrufsrecht zu verzichten, sofern du die gesamte Dienstleistung nicht bereits innerhalb der Widerrufsfrist nachweisbar vollständig erbringst. Nur, wenn der Dienstleistungsanteil sehr gering und klar abgrenzbar ist (z. B. reiner Chat-Support), kann sich die Anwendung der Sonderregel lohnen.

Bei digitalen Produkten: 0 Tage Widerruf

Für digitale Produkte wie E-Books oder Online-Kurse, die einmalig bereitgestellt werden, ist Sonderregelung in der Praxis gut anwendbar und ein relativ gängiges Verfahren. 
In unserem Beispiel des E-Books gilt als Vertragsausführung die Bereitstellung des E-Books. Sobald dieses bspw. als Downloadlink verschickt wurde, gilt die Leistung als vollständig erbracht und ein Widerruf ist nicht mehr möglich. Das bedeutet auch, dass wenn das E-Book erst nach 5 Tagen bereitgestellt wird, bis dahin der Widerruf möglich ist. 

Da die Leistungserbringung bei digitalen Produkten eindeutig ist, empfehlen wir hier die Nutzung der Sonderregel. Der Vorteil für Verkäufer: Es kann kein Geld zurückgefordert werden, obwohl ein Produkt ausgeliefert und genutzt wird. Der Vorteil für Käufer: Es kann weiterhin widerrufen werden, wenn das Produkt bspw. nicht ankommt.

Die Faustregel:
Dienstleistung im Angebot? → 14-Tage-Widerrufsfrist
Rein digitales & sofort vollständig geliefertes Produkt → 0-Tage-Widerrufsfrist möglich. 
So hast du eine klare Frist, weniger Streitfälle und maximale Fairness für beide Seiten.

Das Widerrufsrecht schafft Vertrauen auf beiden Seiten. Käufer bestellen sicherer, Verkäufer haben nach 14 Tagen eine klare, automatische Grenze ohne Nachweispflichten. Gerade bei Dienstleistungen und Mischprodukten ist das in der Praxis die verlässlichste und stressfreieste Lösung.

Unsere Empfehlung: Nutze das 14-Tage-Widerrufsrecht als Standard. Das 0-Tage-Widerrufsrecht bleibt eine sinnvolle Ausnahme, aber nur bei klar abgrenzbaren, vollständig digitalen Produkten.

Widerruf bei Digistore24: wenn Kunden dein Produkt zurückgeben
Der Rückgabeprozess ist ein wichtiger Teil des Kundenerlebnisses und trägt somit auch zur Kundenzufriedenheit bei. Aber wie sieht der Rückgabeprozess bei Digistore24 aus? Welche Aufgaben fallen für dich als Vendor an? Und wie werden digitale Produkte überhaupt zurückgegeben?  In diesem Blogartikel beantworten wir die wichtigsten Fragen.

Valentina Ortmann, Copywriter bei Digistore24

Autorin

Valentina Ortmann

Reputation Copy & Blog Strategist