Digital Verkaufen
12.12.2024
4 Min. Lesezeit
Digitale Bildungsangebote entwickeln sich weltweit rasant weiter. Doch während sich die Welt der Wissensvermittlung weiterdreht, bleibt sie in anderen Bereichen stehen – wie etwa bei der gesetzlichen Regulierung eben jener Angebote in Deutschland. Wirtschaft, der Markt für Wissensprodukte und Unternehmer stehen dadurch vor erheblichen Herausforderungen. Dabei bietet eine Reform Vorteile für alle Seiten. Doch wie lässt sich das umsetzen, und welche Chancen bringt eine flexiblere Gesetzgebung?
Der Wandkalender in der Küche schreibt das Jahr 1976. Da Fernunterricht einen großen Boom erlebt, wurde im Zuge der Verbreitung von Fernunterricht das Fernunterrichtsschutzgesetz (FernUSG) erlassen. Das Gesetz sieht vor, dass Fernlernangebote staatlich geprüft und offiziell zertifiziert und zugelassen werden müssen. Das Ziel: Verbraucher vor unseriösen Anbietern schützen und dafür sorgen, dass Kurse einem bestimmten Qualitätsstandard entsprechen.
Ursprünglich für gedruckte Lernbriefe entwickelt, steht das FernUSG heute vor einer völlig veränderten Bildungslandschaft: Die Digitalisierung hat den Markt für Wissensvermittlung revolutioniert. In Zeiten digitaler Lernprodukte bringt das Gesetz jedoch erhebliche Herausforderungen für die Wirtschaft, den Markt für Wissensprodukte und Unternehmer mit sich, da ein Großteil der Produkte unter das FernUSG fällt.
Das FernUSG stellt insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) vor erhebliche Herausforderungen, v. a. durch komplexe, nicht zeitgemäße bürokratische Anforderungen und Unsicherheiten bei der rechtlichen Einordnung von digitalen Angeboten. Viele Wissensprodukte fallen unter die strengen Regularien, was hohe Kosten und Risiken bei der Umsetzung verursacht. Unternehmer riskieren Ordnungswidrigkeiten und Rückzahlungen – selbst dann, wenn ihre Angebote qualitativ hochwertig und gesellschaftlich nützlich sind. Eine besondere Herausforderung: spezialisierte Anwälte streben gezielt solche Fälle an, um Klagen gegen Anbieter einzureichen, was ein Geschäftsrisiko für viele Unternehmen darstellt. Das FernUSG bietet somit unter Umständen ein Schlupfloch aus sonst rechtskräftig geschlossenen Verträgen.
Die deutsche Wirtschaft hinkt bei der Digitalisierung im Vergleich zu anderen Ländern bereits hinterher, wie z.B. der Digitalreport 2024 zeigt. Das FernUSG verschärft die Situation, da es inländische Anbieter benachteiligt und ausländischen Plattformen Wettbewerbsvorteile verschafft. Der globale Wissensmarkt ist ein wachsender Wirtschaftszweig mit enormem Potenzial, doch die hohen Einstiegshürden machen es besonders Start-ups schwer, Fuß zu fassen. Während andere Länder durch flexiblere Regularien Innovation fördern, steht die deutsche Wirtschaft unter Druck, diese Lücke zu schließen.
Deutschland liegt im internationalen Vergleich bei der Förderung von lebenslangem Lernen und der Nutzung digitaler Wissensvermittlung bereits zurück, wie auch diese Statistik zeigt. Die strikte Regulierung erschwert es, innovative Lernmethoden einzuführen, die durch die Digitalisierung möglich werden. Eine größere Vielfalt an Bildungsangeboten ist essenziell, um den Anschluss an den internationalen Standards zu halten und den Zugang zu modernem Lernen für alle Gesellschaftsschichten zu gewährleisten.
Obwohl digitale Wissensvermittlung ein riesiger Markt und aus der heutigen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken ist, hat sich das FernUSG seit den 70er Jahren nicht weiterentwickelt. Wie werden entsprechende Angebote in anderen Ländern reguliert?
Eine Reform des FernUSG bietet weitreichende Chancen, die nicht nur den Bildungsmarkt, sondern auch die Wirtschaft und die Gesellschaft insgesamt nachhaltig stärken können:
1. Förderung neuer Geschäftsmodelle und Innovationen
Eine modernisierte Gesetzgebung würde die Gründung innovativer Geschäftsmodelle erleichtern – etwa im Bereich von Lernplattformen, personalisierten Weiterbildungsprogrammen oder KI-gestütztem Lernen. Dies würde die Wirtschaft ankurbeln und gleichzeitig Arbeitnehmern den Zugang zu kontinuierlicher, maßgeschneiderter Weiterbildung ermöglichen.
2. Angebotsvielfalt & Schutz für Verbraucher
Eine überarbeitete Gesetzgebung würde sicherstellen, dass Verbraucher Zugang zu einer breiten Vielfalt an Bildungsangeboten behalten. Die Möglichkeit, seinen bevorzugten Lernstil und die passenden Angebote zu finden, fördert lebenslanges Lernen. Der Verbraucherschutz bleibt dabei gewährleistet, da er durch eine Vielzahl moderner Gesetze (wie dem Verbraucherschutzgesetz und Datenschutzrichtlinien) geregelt werden kann und bereits wird – ohne die unnötige Belastung durch ein überholtes FernUSG.
3. Abbau gesellschaftlicher Barrieren
Digitale Bildung kann gesellschaftliche Hürden abbauen, indem sie Menschen unabhängig von sozialen, wirtschaftlichen oder geografischen Einschränkungen neue Lernmöglichkeiten bietet. Dies ist besonders wichtig in einer Zeit, in der berufliche und persönliche Weiterentwicklung zentrale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere sind.
4. Deutschland als Innovationsführer
Eine boomende digitale Bildungslandschaft könnte Deutschland als internationales Vorbild fungieren. Ein zukunftsorientiertes Gesetz würde Innovationen anregen und digitale Bildung auf allen Ebenen – von akademischer Ausbildung bis hin zu privaten Lernangeboten – flexibler und zugänglicher gestalten. Damit würde Deutschland im globalen Wettbewerb eine führende Rolle einnehmen.
5. Stärkung der Zusammenarbeit
Eine Reform könnte die Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen, Technologieunternehmen und dem Staat fördern. So ließen sich die Interessen von Anbietern, Verbrauchern und dem Gesetzgeber besser ausbalancieren. Das Ergebnis wäre ein Ökosystem, das sowohl Innovationen als auch Verbraucherschutz ermöglicht.
6. Erhalt der Produktvielfalt und Förderung individueller Lernwege
Eine überarbeitete Gesetzgebung würde sicherstellen, dass Verbraucher Zugang zu einer breiten Vielfalt an Bildungsangeboten behalten. Lebenslanges Lernen wird dadurch gefördert, da jeder Lernende die Möglichkeit hat, seinen bevorzugten Lernstil und die passenden Angebote zu finden. Der Verbraucherschutz bleibt gewährleistet, da er durch eine Vielzahl moderner Gesetze wie dem Verbraucherschutzgesetz und Datenschutzrichtlinien geregelt werden kann – ohne die unnötige Belastung durch ein überholtes FernUSG.
7. Belebung ländlicher Regionen
Digitale Bildung ermöglicht besonders Menschen in ländlichen Gebieten den Zugang zu hochwertiger Weiterbildung, der sonst aufgrund von geografischen Entfernungen oder fehlender Infrastruktur schwierig wäre. Eine Reform könnte so dazu beitragen, regionale Disparitäten zu verringern und die Chancengleichheit zu fördern.
8. Wirtschaftliche Dynamik durch Start-ups
Durch die Absenkung der Einstiegshürden könnten mehr Start-ups in den Markt eintreten. Diese jungen Unternehmen treiben oft technologische und methodische Innovationen voran, die den Bildungsmarkt nachhaltig verändern und Arbeitsplätze schaffen können.
Mit einer zukunftsweisenden Reform kann das FernUSG zu einem Motor für Wachstum, Innovation und gesellschaftliche Weiterentwicklung werden.
Um den Herausforderungen der digitalen Transformation gerecht zu werden, ist eine Reform des FernUSG unerlässlich. Eine flexiblere und insbesondere differenzierte Gesetzgebung kommt sowohl den Anbietern als auch den Verbrauchern zugute. Um Deutschland als Vorreiter in der digitalen Wissensvermittlung zu positionieren, muss die Digitalisierung stärker gefördert werden – etwa in Form von Investitionen in Infrastruktur oder der Schaffung eines flexibleren Rechtsrahmens für Online-Wissensvermittlung.
Denn letzten Endes gilt: Nur durch gemeinsame Anstrengung kann Deutschland zu einem Vorbild werden und von den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Vorteilen der digitalen Wissensvermittlung profitieren.
Reseller als Motor für die Wirtschaft, Digitalisierung und Verbraucherschutz
Reseller bieten technische Unterstützung, Verbraucherschutz und internationale Vertriebswege, um Unternehmen den Zugang zum digitalen Markt zu erleichtern. Trotz der vielen Vorteile gibt es Kritik – vor allem von Verbraucherzentralen. Doch warum eigentlich? Was wäre, wenn es das Reseller-Modell in Deutschland nicht gäbe? In diesem Blogartikel beantworten wir die wichtigsten Fragen.
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